Am 22.01.1921
wurde Sepp Weiler in Oberstdorf geboren. Er war das Fünfte von sieben
Kindern, einem Bruder und fünf Schwestern. Mit fünf Jahren erschreckte
er seine Mutter zum ersten Mal mit der Amtshandlung eines Sprungs.
Der kleine Sepp kletterte also eines Tages auf den Küchentisch,
peilte aus seinen kohlschwarzen Augen den Ofen, die Stühle, den
Schrank und sonstiges Gerät kampflustig an und sprang in das hölzerne
Gelände, dass auf allen Regalen das Porzellan ins Scheppern und
die Töpfe ins Rollen kamen. Seinen Eltern und den sechs Geschwistern
blieb nichts anders übrig, als dem unermüdlichen Tatendrang des
Buben schließlich ihren Segen zu erteilen. Mit diesem Segen zum
Springen hat es ja dann auch seine Richtigkeit gehabt....
Sechsjährig, sprang er schon 24 Meter. Mit 12 Jahren ließ
Sepp bereits bei seinem ersten Start auf der Oberstdorfer Schattenbergschanze
alle seine älteren Konkurrenten mit 58 Meter hinter sich.- 75
Meter sprang er, da war er gerade 13.
1937 (16 jährig) sprang Sepp am Holmenkollen, und tauchte
somit zum ersten Male in der deutschen Nationalmannschaft auf.
Selten war ein Sportler so vom Pech verfolgt, durch die Zeitumstände
belastet. 1941 wurde er von den Kampfrichtern in Cortina
um den Weltmeistertitel gebracht. Er sprang in zwei Durchgängen
67 m und 76,5 m, das waren Weiten mit denen er seine "Gegner" teilweise
um 4 und 7 Meter überboten hatte. Der Finne Vierto, der Sieger wurde,
sprang nur 64,5 und 75,5 m. Damals gab es nur 3 Sprungrichter.
Die Haltungsnoten von Weiler wurden so unfähr benotet, dass
er eben "nur" Platz 4 belegte. Diese WM wurde nach dem Kriege
annulliert, und man setzte künftig 5 Sprungrichter ein.
Ab dann wurde immer die Beste und die schlechteste Benotung aus
der Wertung genommen.
Die Olympischen Winterspiele vielen 1940 und 1944 wegen des 2.
Weltkrieges aus. 1948, in St. Moritz wurden die deutschen
Springer noch ausgeschlossen. 1952 in Oslo, galt Sepp Weiler
als der große Rivale der Skandinavier, doch er hatte Pech, die Schneeverhältnisse
waren sehr schlecht, und er hatte seine Ski "verwachst".
Er belegte "nur" den 8. Platz.1956 in Cortina
(schon 35jährig) musste er leider abbrechen, da seine Mutter
starb..
Im 2. Weltkrieg wurde Sepp Weiler als Soldat in Russland
verwundet, ein Granatsplitter verletzte am linken Auge daß
er darauf erblindete, was ihn aber nicht davon abhielt ein Jahr
später wieder zu springen. Damit der sehbehinderte Sepp Weiler bei
schlechten Lichtverhältnissen den Aufsprunghang besser sehen konnte,
wurden damals kleine Tannenzweige in den Auslauf gestreut.
1946 heiratete Sepp Weiler seine Frau Brigitte, die leider schon
1980 - 58 jährig verstarb. Aus dieser Ehe gingen 3 Kinder hervor,
sein Sohn Bernd sowie die Töchter Brigitte und Andrea. Andrea ist
die Mutter von EX-DSV-Springer Frank Löffler.
1948/49 war Sepp Weilers Paradesaison. Es ist fast nicht
zu glauben aber von 36 international- und nationalen Skispringen
ging er 35 mal als Sieger hervor. Nur weil er bei der deutschen
Meisterschaft in Isny zu weit sprang, und den Sprung nicht mehr
stehen konnte verlor er dieses Springen. Sein Freund Toni Brutscher
gewann damals, und wurde Deutscher Meister. Es gab damals kaum noch
eine Schanze auf der Sepp Weiler nicht einen neuen Schanzenrekord
aufstellte. "Springerkönig" wurde er damals in der
Welt genannt.
Sepp Weiler war in den 1940er und 50er Jahren einer der besten
Skispringer der Welt, und wurde zur Springerlegende. Erst
1957, mit 36 Jahren beendete er seine Skispringer-Laufbahn. Er war
20 Jahre lang Mitglied in der deutschen Nationalmannschaft.
Das damals bekannte Springertrio mit Weiler, Klopfer und Brutscher
hat Oberstdorf in den Nachkriegsjahren einen großen Bekanntheitsgrad
gebracht, zu Tausenden strömten die Menschen herbei, um das berühmte
Springer-Trio zu sehen. Beim 1. internationalen Skifliegen 1950
in Oberstdorf kamen 100 000 begeisterte Zuschauer. Sepp Weiler sprang
am 1. Tag Weltrekord von 127 m. (Am 2. Tag 133m)
Am 24.05.1997 erlag Sepp Weiler 76jährig einem Krebsleiden.
Er betrieb bis zum Schluss die Gaststätte an der Skiflugschanze,
die jetzt von seinem Sohn Bernd und dessen Ehefrau Ursula in seinem
Sinne mit Stolz weitergeführt wird.
|